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Der Biber kehrt zurück |
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Zum ersten Mal nach 150 Jahren hat sich in Bad Saulgau wieder der Biber angesiedelt. Vorher galt er als ausgerottet. Nur sieben Jahre nach der Renaturierung des Friedberger Bachs, hat der Biber das Gebiet akzeptiert. Damit er hier weiterhin gern gesehen ist, arbeiten Naturschützer und Landwirte Hand in Hand. Nur zu gern würde Walter Öhler seinen neuen Untermieter mal sehen. Dass er dazu nachts raus muss, nimmt er in Kauf, schließlich hat nicht jeder einen Biber auf seinem Grundstück wohnen. Doch noch hat er den nachtaktiven Nager nicht vor die Kamera bekommen -- bisher zeugen nur die Spuren, die der Biber entlang dem Friedberger Bach hinterlassen hat, von seiner Existenz. Drei Dämme hat er dort aus Zweigen gebaut, Sträucher angenagt und sogar ein paar kleinere Bäume gefällt. Kein Ärgernis für Öhler, ganz im Gegenteil. „Solange ich die Wiese vernünftig bewirtschaften kann, stört mich der Biber nicht“, sagt er, „ich freu‘ mich eher“. Als einer der Dämme eine Dränage im Bach verstopft, hilft das Umweltamt der Stadt. „Biber sind europarechtlich streng geschützte Tiere“, erklärt der städtische Umweltbeauftragte Thomas Lehenherr, „ihre Dämme dürfen nicht auf eigene Faust entfernt werden.“ Zusammen mit dem Biberbeauftragten des Landkreises, Josef Grom, wird der Damm verlegt. Grom ist überrascht, dass sich der anspruchsvolle Biber ein Gebiet ausgesucht hat, das erst vor sieben Jahren wieder an die Natur angepasst worden ist. Wo der Bach vor einigen Jahren noch durch eine karge Betonschale floss, findet sich heute ein gesundes Ökosystem. „Der Biber gehört in diese Landschaft“, sagt Lehenherr, „dass er dieses Gebiet anerkennt, ist ein großer Erfolg.“ Es ist kein Zufall, dass der Biber ausgerechnet jetzt in Erscheinung tritt. Während er sich im Frühjahr und Sommer an der Vegetation satt fressen kann, ernährt sich der Biber in der kalten Jahreszeit von Baumrinde und Zweigen. Diese verwendet er auch für den Bau seiner Dämme. Für Thomas Lehenherr ist der Biber ein „natürlicher Renaturierer“. Das Tier, das bis zu 30 Kiloschwer werden kann, sorgt mit dem Abnagen von Ästen für frische Triebe an Weiden und Sträuchern. Das Totholz, das er produziert, kommt heimischen Singvögeln zugute. Bäume, die er besser nicht anknabbern soll, schützt der Umweltbeauftrage mit Drahtgeflechten. Dass der Biber zur Plage werden könnte, befürchtet Lehenherr nicht. Biber bekommen in der Regel zwei Junge im Jahr, die sich schnell eigene Quartiere suchen. So bleibt die Zahl der Tiere in den einzelnen Gebieten überschaubar. Um die Population im Griff zu halten, ist das Umweltamt auf die Zusammenarbeit mit den Anwohnern angewiesen. Grundstückseigener Walter Öhler kooperiert gern. Er ist beeindruckt von der Geschicklichkeit des Bibers. „Der ist richtig intelligent, er fällt die Bäume immer in die Richtung, wie er sie braucht“, beobachtet Öhler. Auch die stabile Konstruktion der Dämme gefalle ihm. Nun will er den Biber aber auch mal in Aktion sehen. Vielleicht gelingt es ihm beim nächsten Vollmond. Denn da, hat Öhler festgestellt, ist der Biber besonders aktiv. Info: Der Biber wurde wegen seines dichten Fells und einem angeblich potenzsteigernden Sekrets, dem „Bibergeil“, gejagt und galt vor 150 Jahren deshalb in unseren Breiten als ausgerottet. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Population wieder erholt. Von der Donau aus besiedelt er mittlerweile auch die Seitenflüsse. Quelle: SZON (Erschienen: 27.11.2009 17:00) (BadSaulgau/sz) Von Redaktionsmitglied Claudia Siemens |
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Foto von Claudia Siemens |